Die Bildungslandschaft in Augsburg ist geprägt von einer viele Jahre andauernden Vernachlässigung. Diese ist in nahezu allen Bereichen der schulischen Bildung so gravierend, dass zurecht befürchtet wird, unsere Kinder und Jugendlichen würden nicht adäquat auf ihre Zukunft vorbereitet. Die Unzulänglichkeiten reichen vom Zustand der Schulgebäude, der Ausstattung mit Sachmitteln für den Unterricht, dem zum Teil katastrophalen Zustand der Sportanlagen und Pausenhöfe bis hin zur Klassengröße und dem eklatanten Mangel an LehrerInnen und SozialpädagogInnen.
Um diesen unbefriedigenden Zustand zu beenden, streben wir an, bei den Kommunalwahlen im Jahre 2026 eine Gestaltungsmehrheit für unsere Partei zu erreichen.
Gerade weil sich nicht jedes Problem auf kommunaler Ebene lösen lässt, muss die Stadt gemeinsam mit anderen Kommunen in Bayern aktiv werden, um eine Reform der ungerechten Mittelverteilung zwischen dem Freistaat und den Kommunen zu erreichen. Die bestehende Regelung verstößt eklatant gegen den Grundsatz der Bildungsgerechtigkeit: Während in Landkreisen und Gemeinden mit einer wohlhabenden Bevölkerungsstruktur Schulen, Kindergärten und Kitas bestens ausgestattet sind, sind besonders die großen Städte finanziell kaum noch in der Lage, wenigstens für einen angemessenen Bauunterhalt zu sorgen – gerade da also, wo die Schwächsten leben, kann am wenigsten in Bildung investiert werden: ein unhaltbarer, ja skandalöser Zustand.
Eine sozialdemokratische Bildungspolitik hat deshalb das Ziel, dass alle Kinder beste Chancen auf Schulerfolg und eine gute Ausbildung haben – unabhängig vom Wohnort, vom Geldbeutel und vom Bildungsstand ihrer Eltern.
Am Ende des Schuljahres 2023 hat der Arbeitskreis für Bildung der SPD Augsburg eine Umfrage zur Situation an den Schulen durchgeführt. Angesprochen waren Lehrerinnen und Lehrer sowie Eltern. Gefragt wurde u.a. nach Problemen, die das Unterrichten erschweren und nach Vorschlägen zur Verbesserung.
Teilgenommen haben 35 Personen aus fast allen Schularten. Die Umfrage kann deshalb nicht als repräsentativ angesehen werden, vermittelt aber trotzdem einen guten Einblick in die gegenwärtigen Arbeitsverhältnisse an den Schulen der Stadt.
Eindeutig positiv sind die Ergebnisse dann, wenn es um das Engagement, die Zusammenarbeit oder die interne Organisation der Lehrkräfte bzw. der einzelnen Schulen geht. Immer, wenn Probleme intern, also durch persönliches Engagement oder unbezahlte Mehrarbeit gelöst werden können, funktioniert das offensichtlich bestens.
Eindeutig negativ wird dagegen oft das bewertet, dessen Behebung ein externes Eingreifen, sei es durch die Stadt, sei es durch das Kultusministerium, erfordert: Das Problem der zu großen Klassen, die Notwendigkeit einer systematischen Nachhilfe z.B. zur Verbesserung der Sprachkenntnisse, der Zustand und die Ausstattung der Klassenräume und Schulgebäude, die Ausweitung der Schulsozialarbeit – das alles kostet Geld und wird deshalb nur zögerlich oder überhaupt nicht angegangen.
Nicht zuletzt an diesen ungelösten Problemen liegt es nach unserer Einschätzung, dass der Lehrerberuf zunehmend unattraktiv geworden ist, was zu dem eklatanten Lehrermangel geführt hat, der die Schulen derzeit belastet,
Die schulartunabhängige Orientierungsstufe umfasst die 5. und 6. Jahrgangsstufe. Aufgenommen werden Schülerinnen/Schüler, die erfolgreich die Grundschule besucht haben, wobei die Begabungsrichtungen mit der gleichen Quote wie in der Grundschule bei den aufgenommen Schülerinnen/Schüler vertreten sind.
Aus dem Jahre 1875
In Sachsen kommen in den Volksschulen auf einen Lehrer 88 Schüler, in der Oberschule auf einen Lehrer 12 Schüler.
In Preussen fehlen 12 Prozent der erforderlichen Lehrer. In manchen Orten kommen auf einen Lehrer 195, 232, ja, in einem Fall sogar 300 Schüler. Für 4,5 Millionen Schulkinder sind 53 000 Lehrerstellen (85 Schüler pro Lehrer), für 260 000 Soldaten 30 000 Uneroffizieren (8,6 Soldaten auf einen Unteroffizier) vorhanden.
Aus: Rudi Herbig, Notizen aus der Sozial- und Wirtschaftsgeschichte, DGB Düsseldorf, März 1966