Künstliche Intelligenz zum Anfassen . . .

10. November 2019

. . . das war der Titel einer Veranstaltung der Wirtschaftsjunioren Augsburg, die auch von der AfB-Augsburg besucht wurde. Für den 5. November hatten sie eine ganze Reihe von Referenten aus der Wirtschaft in den Fugger-Saal der IHK geladen, um einem interessierten Publikum aus Industrie und Handel einen Einblick zu geben über das, was heute mancherorts schon läuft oder in den kommenden Jahren laufen wird.

Zunächst ging es darum, was Künstliche Intelligenz ist. Sie wurde präsentiert als künstliches, den Neuronen des menschlichen Gehirns nachempfundenen Modell. Deren Funktion besteht darin, dass verschiedene Reize, hier Daten, gewonnen durch Messfühler, durch Recherche im Netz oder durch händische Eingabe zusammengeführt und verarbeitet werden. Diese Verarbeitung besteht aus Vergleichen und Korrelation von Daten, um daraus eventuelle Probleme zu erkennen. Werden Probleme entdeckt, entwickelt das System Lösungen, gibt Impulse zur Realisierung der Lösungen und überprüft inwieweit die Lösungen erfolgreich waren. Bei keinem oder mangelhaften Erfolg überprüft der Algorithmus die Ursache, und entwickelt ggf. eine neue Lösung. Es findet somit ein selbstständiges Lernen statt. Dieses selbstständige Lernen ist das Kriterium für Künstliche Intelligenz KI, auch AI (Artificial Intelligence) genannt.

Wie weit dies bereits entwickelt worden ist, wurde im Bereich des E-Commerce anhand einer Produktbeschreibung gezeigt. Die Aufgabe bestand darin, für ein umfangreiches Warenangebot einer Firma für jeden Artikel eine Produktbeschreibung zu herstellen. Dazu sind bislang eine ganze Reihe von Textern notwendig. Die Aufgabe kann nun an eine KI delegiert werden. Diese entwickelt selbstständig den Text mit allen technischen Angaben und mit einer sprachlichen Zielgruppenorientierung der Texte. D. h. eine Gesichtscreme wird sprachlich anders angeboten als eine Bohrmaschine oder ein Kleidungsstück. Der Referent stellte vom Menschen und von Maschinen erstellte Texte nebeneinander. Das Publikum konnte nicht erkennen welcher davon von der Maschine verfasst worden war. Für den Verfasser dieser Zeilen sorgte das für Verblüffung. Bei den meisten anderen Besuchern mag die Tatsache, dass die menschenverfasste Variante Kosten von € 28, die AI-produzierte von € 0,28 verursacht hat mehr beeindruckt haben. Hier schimmerte durch, dass die KI nicht nur eine Heilsbringerin sein wird, sondern auch handfeste soziale Probleme mit sich bringen könnte. Dem Menschen fällt in diesem Falle nur noch die Funktion der Textveredelung zu. Da wird der eine oder andere wohl um seinen Job bangen müssen.

Der Rationalisierungseffekt wurde auch in einem Fall von „Dokumentenmanagement“ deutlich. Die in der Firma eingehenden Dokumente und Nachrichten werden von der KI gelesen, analysiert und in die verschiedenen hausüblichen Kategorien eingeteilt. Es landet direkt auf dem Schreibtisch. bzw. dem Rechner des zuständigen Sachbearbeiters. Es ist ein intelligentes, proaktives Assistenzsystem. Es lernt aus seinen eigenen Fehlern und auch von den Rückmeldungen des Menschen der mit ihm arbeitet. Das heißt, KI entwickelt ein Textverständnis und ist fähig zu semantischen Deutungen. Im Bereich des Wissensmanagements sucht es im ganzen Datenuniversum nach Informationen und/oder Lösungsansätzen für ein bestehendes Problem. Dies kommt der Medizin zu gute. Das Inhaltsverständnis ist die Voraussetzung für solch ein Ergebnis. Noch einen Schritt weiter sind die Chatbots. Hier ist eine Mensch-Maschinen Kommunikation über die Sprache möglich. Sie entwickeln ein Verstehen und speichern Wissen. Sie lernen aktiv über Fragen und Antworten und kreieren ein konversationales Lernen. So kann es der Chatbot bis zum unterhaltsamen Partner des Menschen bringen.

Für die Anwesenden, wohl zumeist Führungskräfte in den vertretenen Firmen, gab es auch noch etwas Beruhigendes. So schnell werden sie nicht überflüssig. Denn: KI kann menschliche Führung nicht ersetzen.

Was sagt uns als AfB der SPD Augsburg? Der Abend war nicht nur ein Blick in die Zukunft, es war auch ein Blick in die Gegenwart, denn die Zukunft hat längst begonnen. Diese Entwicklung hat verschiedene Seiten. Zum einen die Seite der Rationalisierung und damit häufig auch verbunden mit einem Arbeitskräfteabbau der Unternehmen. Zum anderen aber zugleich den Blick auf die darin liegenden Chancen: Die Befreiung von Arbeitsleid, von mühsamer, schwerer oder ekelhafter Arbeit. Die Möglichkeit, durch die enorme Effizienzsteigerung den Umfang der Arbeitslast zu reduzieren, kurzum zur Arbeitszeitverkürzung. Schließlich ist die Entwicklung und der Einsatz von KI die Voraussetzung dafür, dass Deutschland international konkurrenzfähig bleibt und somit Arbeitsplätze gesichert werden. Es bleibt die Herausforderung an politisches Handeln: Zu überprüfen ob die Möglichkeiten der Aus-, Fort- und Weiterbildung genügen, um den Arbeitnehmern ein Schritthalten mit der Entwicklung zu gestatten.

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